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So., 08. Jän.

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Bliss Yoga Studio (1. Stock)

Der Weg der Mitte

Zum Jahreswechsel haben wir die Möglichkeit, hinter uns zu lassen, was uns nicht gut tut, zu lernen aus dem Vergangenen und mit neuer Kraft weiter zu wachsen. Manchmal fühlen wir uns überfordert von unseren inneren Prozessen, und alleine gelassen. Doch Einsamkeit ist auch eine Chance zu wachsen.

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Der Weg der Mitte
Der Weg der Mitte

Time & Location

08. Jän. 2023, 16:00

Bliss Yoga Studio (1. Stock), Franz-Josef-Straße 4, 5020 Salzburg, Austria

About The Event

Gedanken zum Jahreswechsel

Als Menschen suchen wir nicht nur nach Lösungen, sondern wir haben auch das Gefühl, Lösungen zu verdienen. In Wirklichkeit verdienen wir nicht nur keine Lösungen, wir leiden sogar unter ihnen. Wir verdienen keine Lösungen; wir verdienen etwas Besseres. Wir verdienen unser Geburtsrecht, und das ist der Mittlere Weg, ein Zustand, in dem der Geist offen ist und sich auch angesichts von Paradoxen und Ambivalenz entspannen kann. 

In dem Maße, in dem wir Ungewissheit gemieden haben, werden wir zwangsläufig Entzugserscheinungen bekommen  – Entzug vom ständigen Denken, dass es Probleme gibt, die irgendjemand irgendwo lösen müsse. Der Mittlere Weg ist weit offen, aber er ist schwer zu gehen, weil er dem Kern eines uralten neurotischen Verhaltensmusters zuwiderläuft, das wir alle miteinander teilen. Wenn wir uns einsam fühlen, wenn wir uns hoffnungslos fühlen, möchten wir alle nach links oder rechts ausweichen. Wir wollen keinesfalls sitzen bleiben und fühlen, was wir fühlen. Wir wollen keinesfalls den Entzug durchmachen. Doch der Mittlere Weg fordert uns genau dazu auf. Er fordert uns auf, den Mut zu wecken, der ausnahmslos in jedem Menschen zu finden ist, Sie und mich eingeschlossen. 

Meditation gibt uns die Möglichkeit, uns im Mittleren Weg zu üben – darin, genau im Brennpunkt zu bleiben. Wir werden ermutigt, nichts von dem zu beurteilen, was in unserem Geist vor sich geht. Tatsächlich werden wir ermutigt, nach nichts von dem zu greifen, was in unserem Geist vor sich geht. Was wir gewöhnlich als gut oder schlecht klassifizieren, akzeptieren wir – ohne das ganze, üblicherweise mit richtig oder falsch einhergehende Drama  – einfach als Denken. Wir werden angewiesen, die Gedanken einfach kommen und gehen zu lassen, als berührten wir eine Seifenblase mit einem Federchen. Diese schlichte Disziplin bereitet uns darauf vor, mit dem Kämpfen aufzuhören und einen frischen, unvoreingenommenen Seinszustand zu entdecken. 

Bestimmte Gefühle können besonders stark mit der Gier nach Lösungen aufgeladen sein: Einsamkeit, Langeweile und Angst. Solange wir nicht gelernt haben, uns auch in diesen Gefühlen zu entspannen, ist es sehr schwierig, in ihrem Brennpunkt zu bleiben, wenn wir sie erfahren. Wir wollen Eindeutigkeit: Sieg oder Niederlage, Ruhm oder Schande. So möchten wir zum Beispiel auf keinen Fall den rohen Schmerz aushalten, der sich einstellt, wenn uns jemand verlässt. Stattdessen beschwören wir das vertraute Selbstbild des hilflosen Opfers herauf und identifizieren uns damit. Oder wir vermeiden den rohen Schmerz durch Aktivismus, indem wir dem anderen rechthaberisch Bescheid stoßen und ihm klar machen, wie verdorben er oder sie ist. Im automatischen Versuch, den Schmerz auf die eine oder andere Weise zu verdecken, identifizieren wir uns sofort mit der Sieger- oder Opferrolle. Gewöhnlich halten wir Einsamkeit für feindlich. Sie ist nicht gerade das, was wir freiwillig in unser Leben einladen. Einsamkeit ist ruhelos, unheilschwanger und aufgeladen mit dem dringenden Wunsch, davonzulaufen und etwas oder jemanden zu finden, der uns Gesellschaft leistet. 

Wenn es uns aber gelingt, in ihrer Mitte zu ruhen, fangen wir an, eine Beziehung zur Einsamkeit aufzubauen, die nichts Bedrohliches mehr an sich hat. Wir lernen ein kühles und entspannendes Alleinsein kennen, das unsere üblichen furchtsamen Gewohnheitsmuster auf den Kopf stellt. Dieses kühle Alleinsein zeichnet sich durch sechs beschreibende Merkmale aus: Man hat weniger Begierden, ist zufrieden, vermeidet unnötige Aktivität, ist diszipliniert, wandert nicht in der Welt der Begierde umher und erwartet keine Sicherheit vom diskursiven Denken.

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